22quadrat /

konzeptidee für den deutschen beitrag architekturbiennale venedig 2010 / bewerbung generalkommissariat / 2009 / zurück
kooperation mit flosundk - architektur + urbanismus, saarbrücken /
http://www.flosundk.de/
mitarbeit tim erdmann, hamburg

DEVIDED SPACES UNITED SPACES

thema /

deutschland feiert in diesem jahr 20 jahre wiedervereinigung.
in historischen dimensionen betrachtet war sowohl die teilung deutschlands, 40 jahre, als auch die zeit der wiederver-
einigung ein sehr kleiner zeitraum, kaum meßbar - gerademal eine generation.
20 jahre sind allerdings eine zeitspanne in der sich veränderung im raum ablesen läßt. die veränderung der räume ist ein indikator für den zustand bzw. die qualtität der lebensumstände, stets dynamisch und im wandel begriffen. die teilung ist mancherorts kaum noch ables- oder erfahrbar.
die bewußtmachung der teilung des raumes, die einheit des raumes, der die teilung überwindet wird zum thema, symbolisiert durch die senkrechte transluzente ebene, wie ein zeitmesser, eine trennlinie....

ausstellungskonzept /

die ausstellung zeigt in beiden hälften das gleiche, allerdings aus unterschiedlichen blickwinkeln - auf beiden seiten ein vorher und ein nachher. bei allen projekten steht deutlich die stärke des raums im vordergrund, z.b. palast der republik, reichstagsgebäude, aber auch funktionalräume (grenz-
stationen), straßenräume (z.b. berlin, unter den linden, usw.). stadträume (plätze, stadtviertel, plattenbau-siedlungen, prenzlauer berg, dresden frauenkirche) und landschaftsräume (ehemaliger grenzstreifen, verlassene kasernen, truppenübungsplätze).
die formate der exponate sind alle gleich und direkt auf die wand gebracht...

die vier seitlichen räume bleiben in ihrer struktur und erscheinung im grunde unberührt, helle, stille räumlichkeiten. exponate (fotografien, dokumentationen, projekt-visualisierungen, projektion etc.) an wänden und im raum - (video-
präsentation, modelle etc.) auf sockeln. unaufgeregt - die aufmerksamkeit richtet sich auf die ausgestellten arbeiten. keine ablenkenden, nach aufmerksamkeit lechzenden interventionen/einbauten. verzicht auf überbordende textliche erläuterungen im raum.

ein reduzierter, durchdachter auftritt mit klaren, leicht nachvollziehbaren standpunkten, eine ausstellung im pursten sinne.
 

ausstellungskonzept hauptraum /

man steigt die stufen zum haupteingang des deutschen pavillons in venedig
hinauf, nähert sich der türöffnung.
zwei optionen: der eingang ist in der mitte geteilt, links oder rechts herum? entscheidet man sich für eine seite und hat sich durch den offenen spalt gedrückt, erfaßt man mit wenigen schnellen blicken, dass der gesamte hauptraum des pavillons durch eine gewaltige, transluzente senkrechte getrennt ist.
eine gemauerte wandreihe aus profilierten glasbausteinen teilt das raumvolumen exakt und bis an wände und decke in zwei gleich große hälften, zerschneidet es wortwörtlich. der restliche Teil des raumes ist ansonsten vollkommen leer, die ausstellungsexponate sind auf die angrenzenden vier räume verteilt.
hinter der wand, auf der gegen-
überliegenden seite, sind schemenhaft die huschenden bewegungen von men-
schen zu erkennen. die unterste, den boden berührende reihe in der wand ist ausgelassen, fehlt. es bildet sich somit ein spalt zwischen boden und eingefügter senkrechte. der schirm aus glasbausteinen scheint zu schweben, eine irritation - wie wird die wand gehalten? zwischen zwei wände gekeilt, mit ihrem ganzen gewicht von der decke gehängt...
der zwischenraum ist einsehbar, je weiter man sich von der wand entfernt, desto weiter kann man auch in den gegenüber-
liegenden teil des raumes blicken - durchblick. man sieht die füße der be-
sucher. der spalt bleibt formales spiel - zu eng, um sich unter der künstlichen konstruktion hindurch zu zwängen.
will der besucher in die zweite hälfte und somit in die weiteren angeschlossenen ausstellungsräume, ist er gezwungen, sich wiederum vom haupteingang aus auf die andere seite der etwa 10 cm starken wand zu begeben.

die vertikale teilt. das “dahinter” bleibt jedoch aus jedem winkel, von beiden seiten aus sichtbar und somit stets präsent.
die transluzente raumtrennung ist eine metapher. das bewußtsein, die trennung jederzeit überwinden zu können, zu umgehen, ist konstant vorhanden. doch es bleibt vielleicht auch ein kurzer moment der unsicherheit, des erschauderns ob der hermetischen, formal reduzierten und
kühl-klaren setzung.

als ergänzung sind schlichte sockel aus zusammengesetzten glasbausteinen denkbar, die in den vier ausstellungs-
räumen situiert werden und als ausstellungskörper für eventuelle video-
präsentationen und modelle fungieren. eine unaufdringliche referenz an die arbeit im hauptraum.

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